Psychotherapie Dresden Regina John

 

letztes Update: 09/2019
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Hier finden Sie Hintergrundwissen zu einigen ausgewählten psychischen Erkrankungen.

Generalisierte Angststörung

Hauptmerkmale der Generalisierten Angststörung (GAS) sind häufiges Grübeln und übermäßiges Sorgen um Dinge des alltäglichen Lebens, z.B. Sorge um die Gesundheit bei körperlichen Beschwerden oder Sorge im Beruf, nicht alles richtig zu machen. Damit unterscheidet sich die Generalisierte Angststörung von anderen Angststörungen, bei denen konkrete Situationen oder Reize gefürchtet werden (wie z.B. Angst vor öffentlichem Sprechen bei Sozialer Phobie oder Angst vor Menschenmengen bei der Agoraphobie).

Sorgen kennt jeder. Es ist normal, dass man in unterschiedlichen Lebenssituationen in verschiedenem Ausmaß und über verschiedene Dinge nachgrübelt. Im Gegensatz zu solchen "normalen" Sorgen ist die Generalisierte Angststörung verbunden mit:

  • Übermäßig häufigem, lang andauerndem Sorgen,
  • einer Vielzahl von Sorgenthemen,
  • der Unkontrollierbarkeit der Sorgen (Sorgen können nicht abgestellt werden) sowie
  • weiteren körperlichen Symptomen, die durch die dauerhafte ängstliche Erregung mitbedingt sind.
Zu typischen körperlichen Symptomen der GAS zählen:
  • eine hohe Anspannung, nicht entspannen können,
  • Ruhelosigkeit (immer auf dem Sprung sein),
  • Reizbarkeit,
  • Nervosität und häufiges Erschrecken,
  • Verspannungen,
  • Ein- und Durchschlafstörungen,
  • Kloßgefühl im Hals oder Probleme beim Schlucken,
  • Kopfschmerzen und
  • Übelkeit.

Typischerweise beschäftigen nicht nur die konkreten Sorgeninhalte die Betroffenen, sondern auch das Sorgen an sich: Sie beginnen, über die Häufigkeit und den Sinn ihrer Sorgen nachzugrübeln (Sorgen über die Sorgen oder "Metasorgen"). Um mit den Sorgen umgehen zu können, entwickeln die Personen mit Generalisierten Ängsten häufig verschiedene Strategien. Zum Beispiel versuchen sie, bestimmte Informationen zu vermeiden, die das ständige Grübeln auslösen oder verstärken könnten: Sie lesen keine Zeitungen mehr oder machen das Radio beim Verkehrsfunk aus. Bestimmte Sorgen, wie Sorgen um Familienmitglieder, werden kurzfristig durch Rückversicherungen beruhigt: Die Mann wird angerufen, um nachzufragen, ob alles in Ordnung ist, oder Kinder werden überall hin begleitet. Langfristig helfen diese Verhaltensweisen jedoch nicht, die Sorgen in den Griff zu bekommen.
  Immer mehr Menschen sind von Generalisierten Ängsten betroffen. Neue Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu fünf Prozent der Bevölkerung irgendwann im Leben unter einer GAS leiden. Dabei sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer.

Wie entstehen Generalisierte Ängste?

Wie bei allen anderen psychischen Störungen auch kann die Entstehung einer Generalisierten Angststörung nicht auf eine einzelne Ursache begrenzt werden. Vielmehr müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen, damit Generalisierte Ängste entstehen. Zum einen sind dies grundlegende Bedingungen (prädisponierende Faktoren), zu denen eine allgemeine Ängstlichkeit in verschiedenen Situationen und frühe Lernerfahrungen zählen. Kommen zu diesen Faktoren bestimmte Auslöser, wie chronischer Stress oder negative Lebensereignisse hinzu, kann sich eine GAS entwickeln.

GAS

Generalisierte Ängste bleiben ohne Behandlung oftmals dauerhaft bestehen, auch wenn das Ausmaß der Symptomatik über die Zeit schwanken kann. Doch wie kommt es dazu, dass die Sorgen nicht von selbst verschwinden, selbst wenn das Befürchtete nicht eintritt?
Heute geht man davon aus, dass die GAS durch verschiedene Prozesse aufrechterhalten wird. Dazu zählt zunächst die Bewertung von Situationen. Personen mit einer GAS neigen dazu, häufig und mehr Situationen als bedrohlich zu interpretieren. Entsprechend richten sie ihre Aufmerksamkeit verstärkt darauf aus, wo in ihrer Umwelt mögliche Gefahren lauern könnten. Auch uneindeutige Situationen, wie eine uneindeutige Aussage vom Chef, werden häufiger negativ und bedrohlich bewertet ("Er will mich entlassen."). Darüber hinaus wird auch das häufige Sorgen zum Anlass der Sorge: "Das ist doch nicht normal" oder "Meine Sorgen machen mich noch krank" sind sogenannte Metasorgen, die ebenfalls das Gefühl allgemeiner Bedrohung verstärken.
Als Folge dieser Metasorgen versuchen viele Betroffene, die Sorgen wegzuschieben oder zu verdrängen. Dies hat jedoch den gegenteiligen Effekt: Der Versuch, nicht an die Sorgen zu denken, führt gerade dazu, dass die Sorgen noch häufiger und hartnäckiger auftauchen.
Ein weiterer Grund, wieso die Sorgen nicht verschwinden, liegt darin, dass sie nicht zu Ende gedacht werden. Zwar entwerfen viele Betroffene Katastrophenszenarios ("Was wäre, wenn mein Mann einen Unfall gehabt hat?"); dieser Gedanke ist jedoch so bedrohlich und unangenehm, dass sofort zu einem anderen Gedanken gewechselt wird. Das hilft kurzfristig dabei, die Anspannung unter Kontrolle zu halten, führt langfristig jedoch dazu, dass die Sorgen nicht verarbeitet und abgeschlossen werden können. In der nächsten Situation treten sie dem gemäß von Neuem auf.
Ähnliches gilt für Rückversicherungs- und Vermeidungsverhalten. Kurzfristig wird dadurch eine Erleichterung erreicht; langfristig verstärkt es den Grübelprozess jedoch. Die GAS wird also durch einen Teufelskreis aufrechterhalten, in dessen Mittelpunkt das Sorgen steht.

Teufelskreis GAS
Autor: S.Helbig zum Seitenanfang