Psychotherapie Dresden Regina John

 

letztes Update: 02/2020
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V. Chancen und Risiken einer psychotherapeutischen Behandlung

 

 

In den folgenden Abschnitten möchte ich Sie darüber aufklären, welche Chancen und Risiken eine psychotherapeutische Behandlung mit sich bringen kann. Damit können Sie - in Ergänzung zu dem, was wir in unseren Therapiesitzungen zusammentragen und besprechen - eine informierte Entscheidung für oder gegen eine psychotherapeutische Behandlung treffen.

Eine Psychotherapie beinhaltet, wie jede Behandlung, Chancen, Risiken und auch Nebenwirkungen. Eine Erfolgsgarantie für die Erreichung Ihrer Ziele kann es in einer psychotherapeutischen Behandlung nicht geben. Ich werde mich bemühen, Ihnen durch die folgenden Informationen eine fundierte Grundlage für Ihre Entscheidung bzgl. einer psychotherapeutischen Behandlung zu geben.

 

Was könnte negativ im Zusammenhang mit einer Psychotherapie sein?

Zu den Rahmenbedingungen

Zeitaufwand und aktive Mitarbeit

Psychotherapie ist mit Zeitaufwand verbunden. Zum einen die Zeit, die Sie mit Anfahrt und den Therapiesitzungen selbst verbringen, zum anderen das, was zwischen den Sitzungen für die Therapie erarbeitet, umgesetzt oder ausprobiert wird.

Das kann die Beantwortung von Fragebögen beinhalten, das können Problemanalysen, systematische Beobachtungen, Verhaltensexperimente u.v.m. sein. Die entscheidenden Veränderungen werden oft in den Sitzungen vorbereitet, passieren aber oft zwischen den Sitzungen. Ihre kontinuierliche aktive Mitarbeit ist daher in und zwischen den Sitzungen erforderlich.

Des weiteren bedeutet die Inanspruchnahme einer Psychotherapie über einen längeren Zeitraum von ca. 6 Monaten bis manchmal 2-3 Jahren (in Abhängigkeit von der Problematik ) regelmäßig mind. 1 x pro Woche die Praxis zur Therapiesitzung aufzusuchen.  

(In der Praxis haben Sie keine Wartezeiten, die Termine fangen i.llg. pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit an.)

 

„Behandlungsbedürftige Störung von Krankheitswert“ und Diagnosestellung

Psychotherapie wird von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen nur bezahlt, wenn eine "behandlungsbedürftige Störung mit Krankheitswert" vorliegt und eine entsprechende Diagnose gestellt wird. Es kann sein, dass Sie sich behandlungsbedürftig fühlen, aber keine Diagnose gestellt wird, da keine „behandlungsbedürftige Störung mit Krankheitswert“ vorliegt. Dann werden mit Ihnen Alternativen für eine Besserung im Befinden bzw. ein mögliches Vorgehen zur Problemlösung besprochen.

Es kann auch sein, dass Sie sich behandlungsbedürftig fühlen, aber obwohl eine „behandlungsbedürftige Störung mit Krankheitswert“ vorliegt, keine Diagnose gestellt bekommen möchten, z.B. weil Sie in der Zukunft eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine andere Versicherung abschließen möchten, die Sie vor Vertragsabschluss nach Ihrer Krankengeschichte fragen wird. Bei schweren - chronischen - psychischen Erkrankungen kann sich dies auch auf eine mögliche Verbeamtung auswirken. Ohne Diagnosestellung ist jedoch keine psychotherapeutische Behandlung im Rahmen der gesetzlichen oder privaten Versicherungen möglich.

 

Kosten bei kurzfristiger Nichtinanspruchnahme

Psychotherapeuten sind Spezialisten und werden entsprechend bezahlt. Die Sitzungen sind eine finanzielle Belastung - je nach Kostenträger für die Krankenkassen oder für Sie selbst. Der Ausfall, der entsteht, wenn eine Sitzung nicht oder zu spät abgesagt wird, ist in jedem Fall von Ihnen zu tragen - unabhängig davon, warum Sie den Termin nicht wahrnehmen konnten.

 

Zu Inhalten und Themen in der Therapie

 

Selbstöffnung und Vertrauen - Sich auch mit unangenehmen Aspekten auseinandersetzen

Bevor an einem Problem gearbeitet werden kann, also die „behandlungsbedürftige Störung mit Krankheitswert“ behandelt werden kann, findet eine genaue Analyse statt. Dafür ist es erforderlich, Vertrauen zur Therapeutin zu fassen und darüber zu berichten, was genau problematisch ist. Erst dann können Therapieziele formuliert und ein Behandlungsplan abgleitet werden. 

In der Behandlung geht es darum, neue Perspektiven zu entwickeln. Das bedeutet, Ressourcen, positive Kräfte und Fähigkeiten wieder aufzubauen und wahrnehmen zu können, das bedeutet auch, Schwächen und negative Denk- und Erlebensmuster zu erkennen, zu hinterfragen und evtl. zu verändern. Das führt mitunter auch zu unangenehmen Gefühlen in der Therapie.

 

Mut zum Perspektivenwechsel oder zur Veränderung

Für den Perspektivenwechsel bzw. die Veränderung braucht es oft eine ganze Menge Mut! Oft wird „Neuland betreten“, also es erfordert von Ihnen neue Wege im Denken, Handeln oder Erleben zu gehen und sich damit manch unbekannten Herausforderungen zu stellen.

 

Negative Reaktionen des sozialen Umfelds

Nicht alle Menschen im sozialen Umfeld reagieren begeistert, wenn sich jemand anders verhält als gewohnt. Oft beeinflussen psychotherapeutische Veränderungen bestehende Beziehungen und machen Anpassungen erforderlich, die oft auch eine gewisse Zeit oder Geduld im sozialen Umfeld benötigen.

 

Was können Sie positiv von einer Psychotherapie erwarten?

 

Seelisches Wohlbefinden

Psychotherapie hilft – das können zahlreiche wissenschaftliche Studien nachweisen. Nicht bei allen, und nicht bei allen gleich, aber Sie haben sehr gute Chancen, dass es Ihnen seelisch zumindest besser gehen wird. Menschen erreichen durch Psychotherapie mittelfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität. Langfristig erzielen Psychotherapiepatienten stabile Behandlungserfolge. Nach ca. 12 Sitzungen ist i.allg. ein erster positiver Effekt zu erwarten. Eine deutliche und stabile Besserung dauert - in Abhängigkeit von der Problematik - oft jedoch etwas länger.   

 

Symptomreduktion

Die Verhaltenstherapie hat wirksame Methoden und Techniken entwickelt, auf Symptome psychischer Störungen direkt einzuwirken und diese zu verändern. Es braucht Zeit und konsequente Anwendung, damit diese Wirkung einsetzen kann.

 

Körperliches Wohlbefinden

Psychotherapie kann auch positive Effekte auf den Körper haben, selbst wenn das nicht beabsichtigt war. Z.B. wirken sich bessere Entspannungsfähigkeiten positiv auf das Immunsystem aus, antidepressive und angstvorbeugende Maßnahmen, wie regelmäßige sportliche Aktivitäten wirken sich positiv auf Ihre Kondition aus, eine verbesserte Schlafqualität sorgt dafür, dass der Körper sich nachts regenerieren kann, usw. Eine Verbesserung des körperlichen Zustands kann eine positive Begleiterscheinung von Psychotherapie sein. Negative Auswirkungen auf den Körper sind nicht bekannt.

 

Reaktivierung, Ausbau/Aufbau von Ressourcen

Zur Bewältigung von Belastungen/Krisen und schwierigen Lebensphasen werden sog. Ressourcen, in der Behandlung genutzt. Mit Ressourcen sind hier die nutzbaren Energien oder Potentiale des Patienten gemeint, die zur Zielerreichung eingesetzt werden können und auf der Ebene des Verhaltens (persönliche Erfahrungen), der Fähigkeiten (”Stärken”, Interessen, Strategien), der Einstellungen und Glaubenssätze (z.B. Glaube, Hoffnung) sowie der Identität (z.B. Selbstwert) angesiedelt sein können. Diese Ressourcen sollen eingesetzt werden und  ermöglichen, interne und externe Situationen so zu beeinflussen, dass unangenehme Einflüsse reduziert und eine Bewältigung der Anforderungen erreicht werden kann - auch für zukünftige Situationen über die Therapiedauer hinaus.

 

Reaktivierung oder Erwerb von Kompetenzen

Kompetenzen sind erlernbare, gedanklich verankerte und daher wissensbasierte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die auf eine erfolgreiche Bewältigung aktueller oder zukünftiger Anforderungen in Alltagssituationen abzielen. Diese sollen planvoll und gezielt in der Therapie reaktiviert (evtl. auch neu erlernt), geübt und angewendet werden, um Anforderungen zu bewältigen und eine längerfristig hilfreiche Lösung eines Problems zu erreichen. In Abhängigkeit von der Problematik können das sehr unterschiedliche Kompetenzen sein, wie z.B. sich selbstsicher im sozialen Umfeld bewegen, Problemlösefertigkeiten, Umgang mit negativ getönten Gefühlen usw.    

Klärung von Themen

In der Psychotherapie unterstützt der Therapeut/die Therapeutin den Patienten, sich über die
Bedeutungen seines Erlebens und Verhaltens im Hinblick auf seine bewussten und unbewussten Bedürfnisse/Motive, Ziele und Werte klarer zu werden und damit Ansatzpunkte für die weitere Lebensführung zu erarbeiten, um längerfristig seelisches und körperliches Wohlbefinden zu erreichen oder zu erhalten.

 

Beziehungen zu anderen Menschen

Psychotherapie kann dabei helfen, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle in den Beziehungen zu anderen Menschen besser wahrzunehmen, zu verstehen und besser dafür zu sorgen, dass diese erfüllt werden können.

Psychotherapie kann auch dabei unterstützen, die Gefühle und Bedürfnisse von anderen Menschen besser wahrzunehmen, zu verstehen und gut damit umzugehen.

 

Beziehung zu sich selbst

Psychotherapie kann Ihnen helfen, sich selbst anzunehmen, zu schätzen, gut für sich selbst zu sorgen, Lob und Komplimente annehmen zu können, sich positive Erlebnisse zu verschaffen, den Selbstwert zu steigern, Sinn zu finden, mit Kritik umzugehen, Belastungen/Krisen zu bewältigen, für sich Lebensziele neu zu definieren usw.

Psychotherapie kann damit Ihr Leben bereichern, auch über den Anlass für die Therapie hinaus!

Und schließlich:

Der Nutzen für Andere

Sowohl Ihre Angehörigen, Kinder, Partner, Freunde, etc., als auch Ihre Kollegen, Arbeitgeber, die Volkswirtschaft, die Krankenkasse, die Gesellschaft insgesamt profitieren, wenn es Ihnen besser geht, wenn Sie wieder leistungsfähiger werden. Es würde sehr weit führen, hier alles aufzuzählen - angefangen von dem Nutzen für Kinder psychisch erkrankter Eltern bis hin zum volkswirtschaftlichen Nutzen durch die rechtzeitige Behandlung psychischer Erkrankungen. 

 

Risiken - mögliche Nebenwirkungen

Wie jede Behandlung, kann auch die psychotherapeutische Behandlung Nebenwirkungen haben. Diese Nebenwirkungen müssen nicht alle und nicht regelhaft, können jedoch in Abhängigkeit von der Problematik und den gewählten Methoden/Techniken auftreten. 

Sie können sich - meist vorübergehend - schlechter fühlen, die Symptome können also im Verlauf der Therapie erst einmal stärker werden, Sie können sich aufgrund der Beschäftigung mit belastenden Themen z. B. depressiver fühlen.

Die Beschäftigung mit sich selbst kann dazu führen, dass Sie bestimmte Aspekte Ihres Lebens hinterfragen und evtl. eine neue Richtung suchen und einschlagen wollen.

Die Psychotherapie und die Veränderungen können Beziehungen belasten, private, berufliche, familiäre oder andere.

Sie können sich zu sehr mit Ihrer Diagnose, mit der "Krankenrolle" identifizieren.

Sie können das Gefühl haben, abhängig von Therapie oder der Therapeutin zu sein.

 

Hier können Sie sich noch umfassender über diese Thematik informieren:

Leitner, A., Schigl, B.,Märtens, M. (Hrsg.) (2014) . Wirkung, Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie: Ein Beipackzettel für TherapeutInnen und PatientInnen. Wien: Facultas. Aufl.: 1.