|
V. Chancen und Risiken einer psychotherapeutischen
Behandlung In den folgenden Abschnitten möchte ich Sie
darüber aufklären, welche Chancen und Risiken eine psychotherapeutische
Behandlung mit sich bringen kann. Damit können Sie - in Ergänzung zu dem, was
wir in unseren Therapiesitzungen zusammentragen und besprechen - eine
informierte Entscheidung für oder gegen eine psychotherapeutische Behandlung
treffen. Eine Psychotherapie beinhaltet, wie jede
Behandlung, Chancen, Risiken und auch Nebenwirkungen. Eine Erfolgsgarantie für
die Erreichung Ihrer Ziele kann es in einer psychotherapeutischen Behandlung nicht
geben. Ich werde mich bemühen, Ihnen durch die folgenden Informationen eine fundierte
Grundlage für Ihre Entscheidung bzgl. einer psychotherapeutischen Behandlung zu
geben. Was könnte negativ im
Zusammenhang mit einer Psychotherapie sein? Zu den Rahmenbedingungen Zeitaufwand
und aktive Mitarbeit Psychotherapie
ist mit Zeitaufwand verbunden. Zum einen die Zeit, die Sie mit Anfahrt
und den Therapiesitzungen selbst verbringen, zum anderen das, was zwischen den
Sitzungen für die Therapie erarbeitet, umgesetzt oder ausprobiert wird. Das kann die
Beantwortung von Fragebögen beinhalten, das können Problemanalysen, systematische
Beobachtungen, Verhaltensexperimente u.v.m. sein. Die entscheidenden Veränderungen
werden oft in den Sitzungen vorbereitet, passieren aber oft zwischen den
Sitzungen. Ihre kontinuierliche aktive Mitarbeit ist daher in und zwischen den Sitzungen erforderlich. Des weiteren
bedeutet die Inanspruchnahme einer Psychotherapie über einen längeren Zeitraum
von ca. 6 Monaten bis manchmal 2-3 Jahren (in Abhängigkeit von der Problematik ) regelmäßig mind. 1 x pro Woche die Praxis zur
Therapiesitzung aufzusuchen. (In der
Praxis haben Sie keine Wartezeiten, die Termine fangen i.llg. pünktlich zur
vereinbarten Uhrzeit an.) „Behandlungsbedürftige
Störung von Krankheitswert“ und Diagnosestellung Psychotherapie
wird von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen nur bezahlt, wenn
eine "behandlungsbedürftige Störung mit
Krankheitswert" vorliegt und eine entsprechende Diagnose gestellt wird. Es
kann sein, dass Sie sich behandlungsbedürftig fühlen, aber keine Diagnose gestellt
wird, da keine „behandlungsbedürftige Störung mit
Krankheitswert“ vorliegt. Dann werden mit Ihnen Alternativen für eine Besserung
im Befinden bzw. ein mögliches Vorgehen zur Problemlösung besprochen. Es kann auch
sein, dass Sie sich behandlungsbedürftig fühlen, aber obwohl eine „behandlungsbedürftige Störung mit Krankheitswert“ vorliegt,
keine Diagnose gestellt bekommen möchten, z.B. weil Sie in der Zukunft eine
Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine andere Versicherung abschließen
möchten, die Sie vor Vertragsabschluss nach Ihrer Krankengeschichte fragen
wird. Bei schweren - chronischen - psychischen Erkrankungen kann sich dies auch
auf eine mögliche Verbeamtung auswirken. Ohne Diagnosestellung ist jedoch keine
psychotherapeutische Behandlung im Rahmen der gesetzlichen oder privaten
Versicherungen möglich. Kosten bei
kurzfristiger Nichtinanspruchnahme Psychotherapeuten
sind Spezialisten und werden entsprechend bezahlt. Die Sitzungen sind eine
finanzielle Belastung - je nach Kostenträger für die Krankenkassen oder für Sie
selbst. Der Ausfall, der entsteht, wenn eine Sitzung nicht oder zu spät
abgesagt wird, ist in jedem Fall von Ihnen zu tragen - unabhängig davon, warum
Sie den Termin nicht wahrnehmen konnten. Zu Inhalten
und Themen in der Therapie Selbstöffnung
und Vertrauen - Sich auch mit unangenehmen Aspekten auseinandersetzen Bevor an
einem Problem gearbeitet werden kann, also die „behandlungsbedürftige
Störung mit Krankheitswert“ behandelt werden kann, findet eine genaue Analyse
statt. Dafür ist es erforderlich, Vertrauen zur Therapeutin zu fassen und
darüber zu berichten, was genau problematisch ist. Erst dann können
Therapieziele formuliert und ein Behandlungsplan abgleitet werden. In der Behandlung
geht es darum, neue Perspektiven zu entwickeln. Das bedeutet, Ressourcen,
positive Kräfte und Fähigkeiten wieder aufzubauen und wahrnehmen zu können, das
bedeutet auch, Schwächen und negative Denk- und Erlebensmuster zu erkennen, zu
hinterfragen und evtl. zu verändern. Das führt mitunter auch zu unangenehmen
Gefühlen in der Therapie. Mut zum Perspektivenwechsel oder zur
Veränderung Für den
Perspektivenwechsel bzw. die Veränderung braucht es oft eine ganze Menge Mut!
Oft wird „Neuland betreten“, also es erfordert von Ihnen neue Wege im Denken,
Handeln oder Erleben zu gehen und sich damit manch unbekannten
Herausforderungen zu stellen. Negative
Reaktionen des sozialen Umfelds Nicht alle Menschen
im sozialen Umfeld reagieren begeistert, wenn sich jemand anders verhält als
gewohnt. Oft beeinflussen psychotherapeutische Veränderungen bestehende
Beziehungen und machen Anpassungen erforderlich, die oft auch eine gewisse Zeit
oder Geduld im sozialen Umfeld benötigen. Was können Sie positiv von einer Psychotherapie
erwarten? Seelisches
Wohlbefinden Psychotherapie
hilft – das können zahlreiche wissenschaftliche Studien nachweisen. Nicht bei
allen, und nicht bei allen gleich, aber Sie haben sehr gute Chancen, dass es
Ihnen seelisch zumindest besser gehen wird. Menschen erreichen durch
Psychotherapie mittelfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen
Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität. Langfristig erzielen
Psychotherapiepatienten stabile Behandlungserfolge. Nach ca. 12 Sitzungen ist i.allg.
ein erster positiver Effekt zu erwarten. Eine deutliche und stabile Besserung
dauert - in Abhängigkeit von der Problematik - oft jedoch etwas länger. Symptomreduktion Die
Verhaltenstherapie hat wirksame Methoden und Techniken entwickelt, auf Symptome
psychischer Störungen direkt einzuwirken und diese zu verändern. Es braucht
Zeit und konsequente Anwendung, damit diese Wirkung einsetzen kann. Körperliches
Wohlbefinden Psychotherapie
kann auch positive Effekte auf den Körper haben, selbst wenn das nicht
beabsichtigt war. Z.B. wirken sich bessere Entspannungsfähigkeiten positiv auf
das Immunsystem aus, antidepressive und angstvorbeugende Maßnahmen, wie
regelmäßige sportliche Aktivitäten wirken sich positiv auf Ihre Kondition aus,
eine verbesserte Schlafqualität sorgt dafür, dass der Körper sich nachts
regenerieren kann, usw. Eine Verbesserung des körperlichen Zustands kann eine
positive Begleiterscheinung von Psychotherapie sein. Negative Auswirkungen auf
den Körper sind nicht bekannt. Reaktivierung, Ausbau/Aufbau von
Ressourcen Zur
Bewältigung von Belastungen/Krisen und schwierigen Lebensphasen werden sog.
Ressourcen, in der Behandlung genutzt. Mit Ressourcen sind hier die nutzbaren Energien oder
Potentiale des Patienten gemeint, die zur Zielerreichung eingesetzt werden
können und auf der Ebene des Verhaltens (persönliche Erfahrungen), der
Fähigkeiten (”Stärken”, Interessen, Strategien), der Einstellungen und
Glaubenssätze (z.B. Glaube, Hoffnung) sowie der Identität (z.B. Selbstwert)
angesiedelt sein können. Diese Ressourcen sollen eingesetzt werden und ermöglichen, interne und externe Situationen so
zu beeinflussen, dass unangenehme Einflüsse reduziert und eine Bewältigung der
Anforderungen erreicht werden kann - auch für zukünftige Situationen über die
Therapiedauer hinaus. Reaktivierung oder Erwerb von
Kompetenzen Kompetenzen sind erlernbare, gedanklich verankerte und
daher wissensbasierte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die auf eine erfolgreiche
Bewältigung aktueller oder zukünftiger Anforderungen in Alltagssituationen
abzielen. Diese sollen planvoll und gezielt in der Therapie reaktiviert (evtl.
auch neu erlernt), geübt und angewendet werden, um Anforderungen zu bewältigen
und eine längerfristig hilfreiche Lösung eines Problems zu erreichen. In
Abhängigkeit von der Problematik können das sehr unterschiedliche Kompetenzen
sein, wie z.B. sich selbstsicher im sozialen Umfeld bewegen,
Problemlösefertigkeiten, Umgang mit negativ getönten Gefühlen usw. Klärung von Themen In der
Psychotherapie unterstützt der Therapeut/die Therapeutin den Patienten, sich
über die Beziehungen
zu anderen Menschen Psychotherapie
kann dabei helfen, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle in den Beziehungen zu
anderen Menschen besser wahrzunehmen, zu verstehen und besser dafür zu sorgen,
dass diese erfüllt werden können. Psychotherapie
kann auch dabei unterstützen, die Gefühle und Bedürfnisse von anderen Menschen
besser wahrzunehmen, zu verstehen und gut damit umzugehen. Beziehung zu
sich selbst Psychotherapie
kann Ihnen helfen, sich selbst anzunehmen, zu schätzen, gut für sich selbst zu
sorgen, Lob und Komplimente annehmen zu können, sich positive Erlebnisse zu
verschaffen, den Selbstwert zu steigern, Sinn zu finden, mit Kritik umzugehen,
Belastungen/Krisen zu bewältigen, für sich Lebensziele neu zu definieren usw. Psychotherapie
kann damit Ihr Leben bereichern, auch über den Anlass für die Therapie hinaus! Und
schließlich: Der Nutzen
für Andere Sowohl Ihre
Angehörigen, Kinder, Partner, Freunde, etc., als auch Ihre Kollegen,
Arbeitgeber, die Volkswirtschaft, die Krankenkasse, die Gesellschaft insgesamt
profitieren, wenn es Ihnen besser geht, wenn Sie wieder leistungsfähiger
werden. Es würde sehr weit führen, hier alles aufzuzählen - angefangen von dem
Nutzen für Kinder psychisch erkrankter Eltern bis hin zum volkswirtschaftlichen
Nutzen durch die rechtzeitige Behandlung psychischer Erkrankungen. Risiken - mögliche Nebenwirkungen Wie jede
Behandlung, kann auch die psychotherapeutische Behandlung Nebenwirkungen haben.
Diese Nebenwirkungen müssen nicht alle und nicht regelhaft, können jedoch in
Abhängigkeit von der Problematik und den gewählten Methoden/Techniken auftreten. Sie können
sich - meist vorübergehend - schlechter fühlen, die Symptome können also im Verlauf
der Therapie erst einmal stärker werden, Sie können sich aufgrund der
Beschäftigung mit belastenden Themen z. B. depressiver fühlen. Die
Beschäftigung mit sich selbst kann dazu führen, dass Sie bestimmte Aspekte
Ihres Lebens hinterfragen und evtl. eine neue Richtung suchen und einschlagen
wollen. Die
Psychotherapie und die Veränderungen können Beziehungen belasten, private,
berufliche, familiäre oder andere. Sie können
sich zu sehr mit Ihrer Diagnose, mit der "Krankenrolle"
identifizieren. Sie können
das Gefühl haben, abhängig von Therapie oder der Therapeutin zu sein. Hier können
Sie sich noch umfassender über diese Thematik informieren: ,(Hrsg.) (2014) . Wirkung,
Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie: Ein Beipackzettel für TherapeutInnen und PatientInnen. Wien:
Facultas.
Aufl.: 1. |